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Dos & Don’ts im Gendern – Worauf als Gastgeber:in zu achten ist

TUTAKA Blogartikel Gendergerechte Sprache im Gastgewerbe

Die einen finden es nervig, die anderen halten es für notwendig, manche machen sich lustig drüber, andere beschweren sich, wenn es nicht passiert. Wovon die Rede ist? Gendern! Wie dir vielleicht schon aufgefallen ist, gendern wir von TUTAKA bewusst in unserer gesamten Kommunikation, innen sowie außen. Der Fokus dieses Textes soll jedoch nicht darauf liegen, dich vom Gendern zu überzeugen, sondern dir einen Leitfaden inklusive Dos & Don’ts zur Unterstützung geben. Was gendergerechte Sprache ist, was dadurch beabsichtigt wird, welche Formen des Genderns es gibt, für welche sich Gastgeber:innen entscheiden sollten und was die wichtigsten Dos und Don’ts dabei sind, erfährst Du im Folgenden.

Was ist gendergerechte Sprache?
In vielen Texten ist das generische Maskulinum die meistgenutzte Form der Kommunikation. Dabei wird unabhängig vom Geschlecht der beschriebenen Menschen immer die maskuline grammatikalische Form verwendet. Andere Geschlechter werden sprachlich somit nicht inkludiert. Ein Beispiel hierfür wäre:

Jeder Besucher ist bei uns herzlich willkommen!

Im Gegensatz dazu zielt eine gendergerechte Sprache darauf ab, alle Geschlechter sprachlich gleichberechtigt abzubilden. Aus dem obigen Satz würde dann also der Folgende werden:

Jede:r Besucher:in ist bei uns herzlich willkommen!

First things first: Wozu gendern?
Jetzt könnte manch eine:r behaupten, dass durch den Gebrauch des generischen Maskulinums auch andere Geschlechter inkludiert werden, und bei manchen Menschen ist das bestimmt auch der Fall, aber eben nicht bei allen. Kübra Gümüşay bringt das ganz gut auf den Punkt: „Es reicht nicht aus, dass Frauen – womöglich – mitgemeint sind, wenn sie nicht auch von allen mitgedacht werden, die den Begriff verwenden.“ (Gümüşay 2020: Kap. 1)

Ziel einer gendergerechten Sprache ist es, sprachliche Diskriminierung zu verhindern und die gesellschaftliche Realität abzubilden. Denn Realität ist, dass mehr als die Hälfte der in Deutschland lebenden Menschen sich nicht mit dem männlichen Geschlecht identifizieren (Statistisches Bundesamt, 2021). Und obwohl Du durch das Gendern das Patriarchat nicht unmittelbar abschaffen kannst, schaffst Du in und mit deiner Sprache eine Gleichstellung. Eine Gleichstellung, die Veränderung bewirken kann. Denn genau das tut Sprache. Ein Blick auf die Geschichte zeigt: Sprache ändert sich und bringt ihrerseits Veränderung in die Gesellschaft (Tröster-Mutz, 2008). Vor allem bei Kindern prägt Sprache die Wahrnehmung von Berufen. Wenn sie erlernen, dass man von Ärzten “Ich muss mal zum Arzt” und Putzfrauen “Wir brauchen eine Putzfrau” spricht, verfestigen sich diese geschlechtsspezifischen Rollenbilder. Eine gendergerechte Sprache wirkt diesem entgegen.

Welche Formen des Genderns gibt es?
Es gibt viele verschiedene Arten, sich gendergerecht auszudrücken. Die gängigsten haben wir für euch zusammengefasst.

1. Eine geschlechtsneutrale Form verwenden.
Durch die Verwendung einer geschlechtsneutralen Form umgehst Du die Genderhürde und beziehst alle Geschlechter mit ein. Anstatt beispielsweise von Studenten und Studentinnen zu reden, sprichst du einfach von Studierenden. Diese Form der geschlechtergerechten Sprache stört weder den Lesefluss (ein häufig auftauchendes Argument gegen eine gendergerechte Sprache), noch ist sie kompliziert in der Anwendung. Allerdings gibt es nicht für jedes Wort eine geschlechtsneutrale Form.

2. Gendern durch Benutzung der Paarform.
Durch die Verwendung der Paarform – auch Doppelnennung genannt – werden sowohl die männliche als auch die weibliche Form von Worten genannt und beide Formen immer ausformuliert. Dadurch können Fehler in der gendergerechten Sprache zwar umgangen werden, gleichzeitig werden nur zwei Geschlechter angesprochen und viel Platz im Text eingenommen.

Jeder Besucher ist bei uns herzlich willkommen!
→ Paarform: Jeder Besucher und jede Besucherin ist bei uns herzlich willkommen!

3. Gendern mit Sonderzeichen: / () : _ * I
Es gibt eine Vielzahl an Sonderzeichen, die Du beim Gebrauch einer gendergerechten Sprache nutzen kannst. Sie alle haben den gemeinsamen Vorteil, dass auch auf knappen Raum gegendert werden kann. Die Anwendung der Sonderzeichen verläuft immer auf die gleiche Weise, indem das jeweilige Zeichen zwischen der männlichen und der weiblichen Form eines Wortes platziert wird. Um sicherzugehen, dass Du auch grammatikalisch richtig mit Sonderzeichen genderst, mache die sogenannte Weglass-Probe. Diese besteht darin, den Wortteil nach dem Sonderzeichen wegzulassen. Hört sich der Satz dann immer noch richtig und vollständig an, genderst Du auch richtig. Als Beispiel:

Grammatikalisch falsch: Unsere Kolleg/-innen empfangen Sie stets herzlich! Kolleg ist kein richtiges Wort. Somit ist zwar die weibliche Form vertreten aber dafür die männliche (Kollegen) nicht mehr.

Grammatikalisch richtig: Unsere Kollegen und Kolleginnen empfangen Sie stets herzlich!

In einem solchen Fall empfiehlt sich die Paarform.

TUTAKA Blog Gendergerechte Sprache Sonderzeichen UnsicherheitenDie korrekte Anwendung von Sonderzeichen bei gendergerechter Sprache kann Verunsicherung und Verwirrung hervorrufen.

Folgend alle Sonderzeichen mit Beispielen vorgestellt:

Schrägstrich
Jeder Besucher ist bei uns herzlich willkommen!
Jede/r Besucher/-in ist bei uns herzlich willkommen!

Klammern
Jeder Besucher ist bei uns herzlich willkommen!
Jede(r) Besucher(in) ist bei uns herzlich willkommen! 

Binnenmajuskel
Jeder Besucher ist bei uns herzlich willkommen!
Jede/r BesucherIn ist bei uns herzlich willkommen!

Sternchen
Jeder Besucher ist bei uns herzlich willkommen!
Jede*r Besucher*in ist bei uns herzlich willkommen!

Unterstrich
Jeder Besucher ist bei uns herzlich willkommen!
Jede_r Besucher_in ist bei uns herzlich willkommen!

Doppelpunkt
Jeder Besucher ist bei uns herzlich willkommen!
Jede:r Besucher:in ist bei uns herzlich willkommen!

Das Gendern mit Schrägstrich ist die einzige Genderschreibweise mit Sonderzeichen, die von den amtlichen Rechtschreibregeln abgedeckt ist und somit duden konform ist. Trotzdem kann man nicht pauschal sagen, dass das Gendern mit Schrägstrich die beste Wahl ist. Zumal es noch keinen Konsens über die “einzig wahre Form des Genderns” gibt und der Rat für deutsche Rechtschreibung mit der offiziellen Anerkennung wartet (Friederike Sittler, o.J.). Deswegen wollen wir nun auf Unterschiede und damit einhergehende Vor- und Nachteile der Sonderzeichen eingehen, wenn es um die Ansprache nicht-binärer Menschen, der Barrierefreiheit oder der Suchmaschinenfreundlichkeit geht.

Ansprache von Menschen mit einer nicht-binären Geschlechtsidentität

Personen mit einer nicht-binären Geschlechtsidentität identifizieren sich nicht ausschließlich mit dem maskulinen oder dem weiblichen Geschlecht, sie befinden sich außerhalb dieser zweigeteilten – binären – Geschlechterordnung: 

Sternchen, Unterstrich und Doppelpunkt repräsentieren auch non-binäre Geschlechter, die in der üblichen Grammatik und in Punkt 1) und 2) dieses Artikels nicht sichtbar werden. Schrägstrich, Klammern und Binnenmajuskel (der erste Buchstabe der längeren Wortendung wird hierbei groß geschrieben) bilden hingegen nur zwei Geschlechter ab. Ein Argument für das Gendersternchen (*) besteht darin, dass durch das Sternchen die vielen verschiedenen Geschlechtsidentitäten auch sinnbildlich durch die in verschiedene Richtungen zeigenden Striche abgebildet werden.

Stolperfalle Sonderzeichen

Sonderzeichen können vor allem für Menschen mit kognitiven Einschränkungen und Menschen, die gerade erst Deutsch lernen eine zusätzliche Hürde darstellen (Friederike Sittler o.J.). Zudem sind nicht alle Sonderzeichen barrierefrei. Sehbeeinträchtigte Menschen merken an, dass die Sonderzeichen Binnenmajuskel und Doppelpunkt (:) von ihnen leicht übersehen werden können. Wenn sehbeeinträchtigte Menschen sich Online-Texte mit sogenannten Screenreadern vorlesen lassen, werden bei den Sonderzeichen Unterstrich (_) und Sternchen (*) – wie bei den anderen Sonderzeichen – keine hörbare Pause eingelegt, sondern diese mit vorgelesen, was den Hörfluss stört (Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V., 2021). Das würde sich dann so anhören: Besucher Unterstrich Innen

Suchmaschinenfreundlichkeit von Sonderzeichen

Bei Online Texten ist es von Vorteil, wenn beide Geschlechter angesprochen werden und von Suchmaschinen im Text gefunden werden können. Mit der Paarform (2) kann da wenig schief gehen. Bei Sonderzeichen hingegen verhält es sich etwas schwieriger. Das Binnen-I (Innen) wird vom Algorithmus immer als die weibliche Form verstanden. Bei Gendersternchen (*) und Schrägstrich (/) hingegen wird oftmals nur die männliche Form von der Suchmaschine wahrgenommen. Wenn es um die Suchmaschinenoptimierung geht, empfiehlt sich die Nutzung des Doppelpunktes zum Gendern, da Google und Co. hier sowohl die männliche als auch die weibliche Form erkennen (Rasper und Sternkopf, 2021).

TUTAKA Blog Gendergerechte Sprache Beispiel Gastgeber:inEine Übersicht der verschiedenen Formen mit Bezug Gastgebende

Für welche Form entscheide ich mich?

Ob und wie Du im Privaten genderst, bleibt natürlich dir überlassen. Wenn Du eine gendergerechte Sprache in deinem Betrieb einführen möchtest, könntest Du auch dein Team in die Mitentwicklung eines Leitfadens involvieren. Hitzige Diskussionen nicht ausgeschlossen – was nicht unbedingt negativ sein muss. Die einfachste Form der gendergerechten Sprache ist die Verwendung der geschlechtsneutralen Form. Da es allerdings nicht für jedes Wort eine geschlechtsneutrale Version gibt, empfiehlt sich das Gendern mit Sonderzeichen. Die Wahl eines Gender-Sonderzeichens ist eine individuelle Entscheidung. Denn jedes Zeichen hat seine Vor- und Nachteile. Wir von TUTAKA haben uns für das Gendern mit Doppelpunkt entschieden. Dieser kann zwar von sehbeeinträchtigten Personen leichter übersehen werden, allerdings wird dennoch von Screenreadern eine hörbare Pause beim Vorlesen eingelegt, er spricht auch non-binäre Personen an und ist zudem suchmaschinenfreundlich.

Die wichtigsten Dos und Don’ts nochmals zusammengefasst
Dos: 

  1. Wenn möglich, verwende die geschlechtsneutrale Ansprache. 
  2. Gender einheitlich: Entscheide dich für ein Sonderzeichen und benutze ausschließlich dieses in deiner schriftlichen Kommunikation.
  3. Benutze bei Fragen und Unsicherheiten ein Genderwörterbuch. Wie zum Beispiel dieses hier.
  4. Nutze die Weglass-Probe, um richtig zu gendern. 
  5. Involviere dein Team: Arbeitet gemeinsam einen Leitfaden zum Gendern aus.

Don’ts:

  1. Mixe keine Gender-Sonderzeichen im Text.
  2. Wenn Du genderst, tue dies konsequent: Vermeide geschlechtsspezifische Wörter wie Hotelier, Putzfrau oder Handwerker. Sprich lieber von Gastgeber:in, Reinigungspersonal und Handwerker:in.  
  3. Vermeide Wortneuschöpfungen. Hotelier:in gibt es beispielsweise nicht.
  4. Vernachlässige beim Gendern nicht das männliche Geschlecht. Wie bei dem Wort Gäst:innen → Spreche lieber von Gästen und Gästinnen.

Autorin: Maite Kühn / Illustratorin: Ayla Hentges

Bezugsquellen:

  1. Scribbr B.V. https://www.scribbr.de/richtig-gendern/gendergerechte-sprache/
  2. Alex Rasper & Gesa Sternkopf (2021): Gendern und SEO, online verfügbar unter  https://www.klickstream.de/gendern-und-seo#tipps (abgerufen am 27.12.2021)
  3. Statistisches Bundesamt: Bevölkerungsstand: Amtliche Einwohnerzahl Deutschlands 2021. Online verfügbar unter https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/_inhalt.html (abgerufen am 27.12.2021)
  4. Stefan Tröster-Mutz: Sprachwandel, Sprachgeschichte und Literatursprache, Universität zu Köln, Ringvorlesung, textwissenschaftliche Grundbegriffe 
  5. Friederike Sittler (o.J.): Gender-Doppelpunkt, online verfügbar unter https://www.genderleicht.de/gender-doppelpunkt/ (abgerufen am 27.12.2021)
  6. Friederike Sittler (o.J.): Sie haben die Wahl: Genderstern & Co online verfügbar unter https://www.genderleicht.de/genderzeichen/ (abgerufen am 27.12.2021)
  7. Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (2021): Gendern, online verfügbar unter https://www.dbsv.org/gendern.html (abgerufen am 27.12.2021)

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