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Was kostet ökologische Nachhaltigkeit in der Hotellerie?

TUTAKA Blogartikel Kosten ökologische Nachhaltigkeit in der Hotellerie

Caspar Altewischer (LinkedIn Kontakt) kommt aus Berlin und studierte dort Tourismuswirtschaft mit praktischer Vertiefung in Hotelmanagement. Seit Beginn erkannte er die Notwendigkeit sich mit Themen der Nachhaltigkeit im Tourismus auseinanderzusetzen und wählte daher für seine Abschlussarbeit das Thema „Kosten der ökologischen Nachhaltigkeit in der Hotellerie“, um exemplarisch zu beweisen, dass kein antagonistischer Widerspruch zwischen ökologisch verantwortungsvollem Handeln und Wirtschaftlichkeit besteht. Zusammen mit TUTAKA Mitgründerin Alexandra Herget sprach er über ökologische Hotelprodukte, Ressourcenschonung und ein holistisches Nachhaltigkeitsmanagement.

TUTAKA Blogartikel mit Foto von Casper Altewischer


Nachhaltigkeit gehört zu den Megatrends im Tourismus. Dass die Umsetzung selbst kleinster nachhaltiger Initiativen von vielen Hoteliers trotzdem nicht angegangen wird, liegt häufig in der Annahme begründet, dass Nachhaltigkeit einen zusätzlichen Kostenfaktor darstellt. Dass es sich dabei um eine normative Setzung handelt, die in dieser Allgemeinheit einer betriebswirtschaftlichen Analyse nicht standhält, belegt diese Bachelorarbeit am Beispiel eines Berliner Stadthotels.

Das Thema Nachhaltigkeit ist nicht mehr aus politischen und öffentlichen Diskussionen wegzudenken. Die globale Erderwärmung und die drastischen Folgen des Klimawandels, die sich in sämtlichen Regionen dieser Welt zeigen, bedrohen aktuelle sowie zukünftige Generationen. In besonderer Weise ist mit diesen Entwicklungen der Tourismus verknüpft: Er ist als Verursacher nicht nur maßgeblich direkt oder indirekt an diesen negativen Erscheinungen beteiligt, sondern er ist gleichzeitig auch in seiner Wirtschaftlichkeit gefährdet, wenn Reiseziele unattraktiv werden und Geschäftsmodelle von Kunden und Kundinnen nicht mehr nachgefragt werden.

Was allgemein für den Tourismus gilt, trifft im Speziellen auch auf die Hotellerie zu. Eine von der UNWTO 2008 veröffentlichte Studie beziffert den Anteil am globalen CO2-Ausstoß auf fünf Prozent, von denen mit 21 % ein erheblicher Anteil auf Hotelbetriebe zurückzuführen ist. Ein Bericht der International Tourism Partnership aus dem Jahr 2017 verdeutlicht, welche Verantwortung dem Beherbergungsgewerbe beim Erreichen der Pariser Klimaziele zukommt. Die Untersuchungen ergaben, dass die Hotelindustrie ihre absoluten CO2-Emmissionen bis 2030 um 66 % gegenüber 2010 verringern müsste, um ihren Beitrag zur Begrenzung der Erderwärmung auf unter 2 Grad Celsius zu leisten.

Erwartung an verantwortungsbewussten Ressourcenumgang wächst

Bei Gästen, Investor:innen und der Öffentlichkeit steigt daher auch die Erwartung an das Gastgewerbe, verantwortungsvoll mit Ressourcen und Produktionsfaktoren umzugehen. Hoteliers müssten daher zunehmend bemüht sein, Profite ökologisch verantwortungsvoll zu erwirtschaften, ein Interesse am Erhalt von Umwelt und Natur zu zeigen und die Attraktivität des eigenen Standortes beizubehalten. Dabei steht ihnen jedoch häufig die Annahme im Weg, dass zwischen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit ein Spannungsverhältnis besteht und jedes ökologisch verantwortungsvolle Handeln mit zusätzlichen Kosten verbunden ist.

Die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen dieser Bachelorarbeit bestätigen dagegen die Annahme, dass es in vielen Bereichen eines Hotels die Möglichkeit gibt, Entscheidungen für nachhaltiges Handeln nicht nur aus ökologischer Sicht zu treffen, sondern auch aus ökonomischem Kalkül. Es kann anhand einzelner Maßnahmen gezeigt werden, dass durch ein Investment in ökologische Nachhaltigkeit erhebliche Einsparungen – insbesondere an den Kostenstellen, wo Verbrauchswerte die Höhe der Kosten bestimmen – erzielt werden können und sich Investitionskosten innerhalb kürzester Zeit amortisieren. So wurden zum Beispiel im Bereich des Wasserverbrauchs erhebliche Einsparungspotenziale identifiziert und quantifiziert:

Investiert das untersuchte Hotel für die Duschen aller Zimmer in 150 Durchflussbegrenzer – laut Anbieter werden 6,5 Liter Wasser pro Minute eingespart – entstehen Investitionskosten von 1.197 €. Bei einer durchschnittlichen Duschdauer von 10 Minuten und einem Wasserverbrauch von 15 Liter pro Minute würde sich, wenn jeder Gast einmal täglich duscht, durch die Durchflussbegrenzer eine jährliche Wasserersparnis von 4562 m³ ergeben. Und natürlich wird das Abwasser um die gleiche Menge reduziert. Daraus resultiert unter Berücksichtigung der betrieblichen Preise für Wasser und Abwasser eine Reduzierung der jährlichen Kosten um 29,8 Prozent, im untersuchten Hotel sind das 17.811,74 €. Die Investitionskosten amortisieren sich daher innerhalb von drei Monaten.

Modellrechnungen, Anschaffungskosten und Ressourcenmanagement

Ähnliche Ergebnisse ergeben sich bei der Investition in „teure“ LED-Lampen mit einer längeren Laufzeit und höherer Energieeffizienz als klassische Glühbirnen. Auch hier amortisieren sich nach einer Modellrechnung die Anschaffungskosten innerhalb weniger Monate.

Bei der Aktion „No Plastic“ des Hotels – jegliche Plastikartikel sollen schrittweise aus den operativen Bereichen des Hotels entfernt werden – bilden sich die verschiedenen Entscheidungsmöglichkeiten bei der Umsetzung von ökologischer Nachhaltigkeit im Hotel ab, die sich auch auf die anderen Bereiche eines ökologischen Ressourcenmanagements übertragen lassen: ersatzloser Verzicht, Austausch von Produkten oder zusätzliche Investitionen in ökologische Alternativlösungen.

Ein Beispiel für solch eine zusätzliche Investition in Ökologie wäre der Wechsel des Stromanbieters zu einem Anbieter für erneuerbare Energien. Zwar wird dabei kein Strom gespart, die betriebliche Umweltbilanz verbessert sich jedoch erheblich. Verglichen wurden die aktuellen Kosten des Hotels für konventionelle Energie mit dem Angebot eines Anbieters für erneuerbare Energien. Bei gleichbleibendem Verbrauch würden Mehrkosten in Höhe von jährlich 7.744,10 € entstehen. Bei bisherigen monatlichen Durchschnittskosten von 15.239,87 € würde der Umstieg auf Ökostrom also einen Kostenanstieg um 4 Prozent zur Folge haben dem eine Reduzierung von 445 Tonnen CO2 gegenübersteht. Mit einem minimalen Kostenanstieg könnte eine maximale Reduzierung der CO2 Emissionen erzielt werden. Warum bezieht das Hotel dennoch konventionellen Strom?

Zum einen aufgrund der irrtümlichen Denkweise, dass jede Kostensteigung zu vermeiden ist, die keinen Return of Investment beinhaltet. Zum anderen, weil bei Planung, Durchführung und Analyse von betrieblichen Aktivitäten Nachhaltigkeit keine Rolle spielt. Denn gäbe es auch nur in Ansätzen diese Betrachtungsweise, würde schnell festgestellt werden, dass viele nachhaltige Maßnahmen Kostenersparnisse generieren und somit Kostensteigungen in anderen Bereichen kompensieren. Vor allem aber spielt aus betriebswirtschaftlicher Sicht die maximale Ersparnis von CO2-Emissionen überhaupt keine Rolle, weil sie kein Kostenfaktor ist.

Berücksichtigt man allerdings, dass die Kosten für nicht nachhaltiges Handeln – zum Beispiel durch die Einführung einer CO2-Steuer – steigen könnten und müssten, wird es umso wichtiger für Hoteliers sein, proaktiv die Notwenigkeit von Nachhaltigkeit zu erkennen, umzusetzen und somit Einsparungspotenziale zu realisieren. Notwendig sind dafür große Schritte, wie ein ganzheitliches Nachhaltigkeitskonzept im Hotel, aber auch viele kleine Schritte und Initiativen, die in ihrer Summe helfen, den Klimawandel zu bekämpfen.

Zusammenfassung:

  • Nachhaltige Initiativen in Hotels werden häufig nicht umgesetzt aufgrund der Annahme, dass Nachhaltigkeit einen zusätzlichen Kostenfaktor darstellt.
  • Bei der Planung, Durchführung und Analyse von betrieblichen Aktivitäten spielt Nachhaltigkeit selten eine übergeordnete Rolle.
  • Die Ergebnisse der Bachelorarbeit zeigen, dass es in vielen Bereichen eines Hotels nachhaltiges Handeln nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll ist.
  • Das Pestana Hotel Berlin Tiergarten hat eine „No-Plastic“ Initiative gestartet.

Autor: Casper Altewischer

Die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen dieser Bachelorarbeit bestätigen die Annahme, dass es in vielen Bereichen eines Hotels die Möglichkeit gibt, Entscheidungen für nachhaltiges Handeln nicht nur aus ökologischer Sicht zu treffen, sondern auch aus ökonomischem Kalkül. Es kann anhand einzelner Maßnahmen gezeigt werden, dass durch ein Investment in ökologische Nachhaltigkeit erhebliche Einsparungen erzielt werden können und sich Investitionskosten innerhalb kürzester Zeit amortisieren. (© Header Photo von Thomas Richter auf Unsplash)

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